Zeitschrift A4 Lyudmila Handzhiyska
Gabriela von Habsburg hat die Diplomatie zu ihrem Beruf gemacht: seit März 2010 ist sie Botschafterin von Georgien in Berlin. Ihr Besuch nach Wien war allerdings ihrer zweiten großen Leidenschaft, nämlich der Kunst, gewidmet. Am 26 und 27 April 2012 fand ihre Ausstellung „International Art Connection - Ein Kulturdialog zwischen Donau und Schwarzmeer“ im Haus Wittgenstein statt. Die Ausstellung wurden in einer Kooperation zwischen der IDEA Society, der Georgischen Botschaft in Wien und dem BKI Haus Wittgenstein realisiert. Kurator der Ausstellung war die Künstlerin Juliana Do. Im Rahmen der Veranstaltung wurden auch Bilder aus der PANGAEA Sammlung für Weltfrieden ausgestellt. Die Enkelin des letzten österreichischen Kaisers hat ihre Skulpturen und Lithographien aus Stahl einem breiten internationalen Publikum präsentiert und großes Interesse angeregt. Nach der offiziellen Begrüßung vom Obmann der IDEA Society Stefan Stoev, dem Direktor des BKI Haus Wittgenstein Borislav Petranov und der Botschaftsräten der Georgischen Botschaft in Wien Sofie Sakvarelidze, wurde die Ausstellung von der Bulgarischen Botschafterin Elena Shekerletova eröffnet. Darauf nahm sich die Künstlerin Zeit für unsere Fragen.
Hilft der Name Habsburg oder ist er eher eine Behinderung bei ihrer Arbeit? Der Name Habsburg hat Vor- und Nachteile. Er hat einen großen Vorteil: man kann ihn sich leicht merken. Ansonsten ist er wohl mehr ein Hindernis. Die Menschen haben mit dem Namen Habsburg immer eine andere Assoziation. Es steht mehr für Politik und Geschichte und weniger für die Kunst. Insofern es ist mehr ein Hindernis, aber in der Kunst ist es immer wichtig, einen Namen zu haben, den man sich leicht merkt.
Wie verbindet man eigentlich die Arbeit als Künstlerin mit der Arbeit als Botschafterin? Wann finden Sie überhaupt Zeit für Ihre Kunst? Das angenehme an der Diplomatie ist, dass sie meistens unter der Woche stattfindet. Das heißt von Freitag bis Montag bin ich Künstlerin und von Montag bis Freitag bin ich Botschafterin. Und so kann man das ganz gut einteilen.
An welchen Themen sind Sie als Künstlerin interessiert? Mein großes Thema ist die Auseinandersetzung mit Raum: die Form im Raum, der Raum, der durch die Form definiert wird. Der Raum ist das, was uns alle umgibt und mit dem wir uns als Menschen immer auseinandersetzen müssen. Insofern ist dies einfach ein Thema, das eigentlich jeden von uns beschäftigt. Das ist nicht nur der Raum, den wir sehen, weil er durch Wände und eine Decke und ein Boden definiert ist, sondern auch der Raum, den wir nicht sofort erkennen als solches, sondern den wir erst dadurch empfinden, das er angedeutet ist. Und das können die Skulpturen machen: man bekommt neue Durchblicke und einen neuen Fokus auf die Dinge.
Wie sind Sie darauf gekommen mit Stahl zu arbeiten? Ist das nicht ein schweres Material für eine Frau? Es ist eigentlich mein Traummaterial. Ich hatte mit Stein und Holz und mit allen möglichen Materialien gearbeitet bis ich zum ersten Mal mit Stahl gearbeitet habe. Das Phantastische an Stahl ist, dass wenn man es schweißt, kleine Verbindungen für eine große Festigkeit geschafft werden und das Material verschmilzt mit sich selbst. Das heißt man schafft neue Einheiten. Und das ist was spannendes. Bei anderen Materialien hat man immer eine künstliche Verbindung und ein künstliches Zusammenfügen. Mit dem Stahl kann man neue Einheiten schaffen und diese haben ganz andere Aussagen.
Im Moment sind wir auf bulgarisches Territorium. Wie fühlen Sie sich da, welchen Bezug haben Sie zu Bulgarien? Ich habe einen ganz intensiven Bezug zu Bulgarien. Ein sehr guter Freund von mir ist Bulgare. Er hat für mich auch schon mehrmals Ausstellungen organisiert. Seine Tochter ist mein Patenkind und durch ihn habe ich viel in Bulgarien kennengelernt, er und seine Frau gehören zu meinen besten Freunden. Insofern habe ich sehr viel Beziehung zu Bulgarien.
Was glauben sie als Politikerin soll gemacht werden, damit die Zusammenarbeit zwischen den Ländern der Donauregion weiter verstärkt wird? Die Donauregion ist eine ganz natürliche Einheit. Wasserstraßen waren die erste Möglichkeit, die Kulturen miteinander zu verbinden. Das war die Möglichkeit für den Austausch von Informationen und für die Beeinflussung von Kulturen. Man sieht auch dass die Menschen aus dem gleichen Kulturraum kommen. Und das ist wirklich das, was die Menschen stark verbindet und man merkt das auch wenn man im Donauraum unterwegs ist. Es gibt eine grundsätzliche Verständigung, eine grundsätzliche Beziehung, da es eine gemeinsame Geschichte gibt. Deswegen denke ich, dass man da eigentlich davon ausgehen kann, dass die grundsätzliche Verständigung da ist und die Politik diese nachfolgen muss.
Wie fühlen Sie sich in Georgien? Georgien ist ein wunderbares Land im äußersten Osten von Europa. Es ist natürlich mit Bulgarien durch das Schwarze Meer eng verbunden. Der Schwarzmeer Raum ist ein Raum der Kultur, ein Raum des Austausches. Es gibt auch künstlerisch durchaus viele Beziehungen zu Bulgarien. Man sieht es in der Musik. Euere Küchen sind auch ähnlich. Gemüse und Obst in Georgien und in Bulgarien schmeckt einfach viel besser als sonst wo auf der Welt.
Danke für Ihre Zeit. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!
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